Wer an ein Rennstreckentraining fährt, kann sich je nach (nicht) mitgeführten Utensilien das Leben leicht oder schwer machen. Wir zeigen auf, was es für Trackdays gibt und was unbedingt mit muss.
Sportfahrertrainings, Trackdays, Renntrainings, Racing for fun. Alle diese Begriffe bezeichnen im Grunde ein und dasselbe: Fahren auf der Rennstrecke. Wobei es durchaus Unterschiede gibt: Je nach Anbieter – deren gibt es übrigens auch viele aus der Schweiz – stehen von Instruktoren geführte oder freie „Turns“ (Fahrsessionen à in der Regel 15 bis 20 Minuten) oder auch beides im Angebot. Gefahren wird zudem meist in „Leistungsgruppen“ wie etwa „Rennstrecken-Anfänger“ (praktisch immer vom Instruktor geführt), „mittelschnelle Fahrer“ und “schnelle Fahrer“, wobei ein Pilot in seiner Leistungsgruppe an einem Trackday-Tag in der Regel zwischen fünf und sieben Turns fährt. Summa summarum ergibt das zirka zwei Stunden reine Fahrzeit.
Diese Art Trackday (meist eintägig), richtet sich primär an Strassenfahrer. Rennstrecken, die nicht weit von der Schweizer Grenze entfernt sind, eignen sich dafür besonders, da sie auch „auf Achse“ mit dem Bike angesteuert werden können. Aber Vorsicht: Ein Sturz ist nie auszuschliessen. Ein allfälliger Rücktransport des ggf. unfahrbaren Bikes und des Piloten muss organisiert sein.
Andere Trackdays richten sich eher an ein erfahreneres Rennstreckenpublikum. Die Rennstrecken können in ganz Europa verteilt sein, wobei die Events meist mehrere Tage dauern. Viele Kunden fahren hier mit ausschliesslich für die Rennstrecke präparierten Maschinen ohne Strassenzulassung, und es können auch Rennen auf dem Programm stehen.
Doch was braucht man nun für den erfolgreichen Trackday? Klar kann man mit einem vollgepackten Lastwagen zur Rennstrecke fahren und eine komplette Garage mitführen oder auch einfach nur mit sich selbst und dem Moped dahin brausen. Doch wo Ersteres vielleicht etwas übertrieben ist, kann Letzteres zu relativ viel Stress am Fahrtag führen. Und Stress ist beim Fahren auf der Rennstrecke – vor allem für Neulinge, die noch etwas nervös sind – die Pest. Darum lieber etwas mehr Zeit in die Vorbereitung investieren, damit die nicht ganz billige Streckenzeit dann optimal und entspannt genutzt werden kann.
In Bezug auf die Vorbereitung gibt es natürlich Unterschiede je nach Veranstaltung, die besucht wird. Handelt es sich um ein eintägiges Rundstreckentraining mit Instruktor-Sessions und freiem Fahren, braucht es nicht die gleich akribische Vorbereitung, wie wenn der Event mehrere Tage dauert und auch noch ein Rennen gefahren wird. Auch spielen das eigene technische Knowhow und die daraus resultierende Fähigkeit, Arbeiten am Bike selber vornehmen zu können, eine grosse Rolle in der Vorbereitung. Wer keine oder nur sehr wenig Schraubererfahrung hat, wird nicht plötzlich Räder wechseln oder gar das Getriebe neu abstufen können. Dies sind denn auch Dinge, die nur für ambitioniertere Piloten wirklich essenziell sind. Wer einfach ab und zu Spass auf der Strecke haben will, bringt seinen Töff wohl eh nicht so sehr ans Limit, dass beispielsweise streckenspezifische Übersetzungsanpassungen notwendig wären. Kommt hinzu, dass heute bereits serienmässige Mittelklasse-Bikes eine erstaunlich gute Rennstrecken-Performance bieten.
Apropos Strassenfahrzeuge: Ein von Instruktoren geführter Trackday – oft Perfektionstraining genannt – ist übrigens auch „normalen“ Strassenfahrern zu empfehlen. Denn auf der Rennstrecke bewegt man sein Bike in einem Bereich, der auf der Strasse nie erreicht wird. Der Vorteil ist, dass man weiss, wie sich das Bike in Extremsituationen verhält. So staunen Pisten-Novizen immer wieder darüber, wieviel Schräglage so ein Standard-Strassenreifen verträgt oder wieviel Bremsleistung er verarbeiten kann. Das Fahren auf der Rennstrecke kann im Ansatz also durchaus mit dem Training für den Ernstfall auf der Strasse gleichgesetzt werden.
Im Folgenden zeigen wir nun auf, was sich regelmässige Trackday-Besucher:innen früher oder später anschaffen sollten. Wer nur einmal im Jahr ein Perfektionstraining absolviert, kann getrost mit dem Strassenbike hinfahren. Zu beachten sind hier allerdings stets die Veranstalter-spezifischen technischen Vorschriften. So gehören beispielsweise die Scheinwerfer, Rücklichter und Rückspiegel abgeklebt und die Ölablassschraube gesichert. Oft gelten auch Vorschriften in Bezug auf das Kühlmittel. Genaue Infos hierzu gibt es auf der Website des Veranstalters oder spätestens bei der Anmeldung.
Strom
Power ist unerlässlich. Nicht nur, wenn es um die Leistung des Bikes geht, sondern auch im Sinne von Elektrizität. Reifenwärmer, Batterieladegerät, Smartphone, Ventilator, das alles braucht Strom. Beim Stromequipment gibt es vor allem einen wichtigen Punkt, der nicht vergessen werden darf: In den Boxen gibt es oft keine konventionellen Steckdosen. Auf den meisten Strecken sind daher die blauen Adapter vonnöten. Aber Achtung: Bei einigen Anlagen kommt auch der sogenannte Industriestrom zum Einsatz. Die Adapter für diese Anschlüsse sind in der Regel rot eingefärbt. Darum ist es immer sinnvoll, sich im Vorfeld zu informieren, welche Art von Stromoutput in den Boxen vorhanden ist.
Verschleiss- und Sturzteile
Nichts ist lästiger, als wenn ein verbogener Schalthebel oder eine kaputte Heckschale das Ende des Rennwochenendes besiegelt. Nicht hinfallen, wäre eine Lösung für dieses Problem, gute Vorbereitung ist die Alternative. Brems-, Kupplungs- und Schalthebel sind Kandidaten, die auch bei harmlosen Stürzen gerne zu Bruch gehen. Auch die Seitenschalen halten nicht sonderlich viel aus. Sind die Teile dabei: einfach ersetzen und weiter gehts. Gleiches gilt natürlich auch für Verschleissteile wie z.B. Bremsbeläge.
Flexibilität vor Ort
Hier sind vor allem ambitioniertere Hobbyracer angesprochen, bei denen es um die letzten Zehntel geht. Mit einer Auswahl an Kettenblättern kann ein versierter Schrauber die Übersetzung des Bikes schnell an die jeweilige Strecke anpassen. Bei den Transponderhalterungen ist zu checken, ob auf der befahrenen Anlage das neue oder das alte System zum Einsatz kommt. Idealerweise sind beide Halterungen immer dabei. Ebenso dB-Killer, denn nichts ist frustrierender, als wegen eines zu lauten Töff nicht fahren zu dürfen.
Reifendruck
Jeder Töfffahrer weiss, wie viel der richtige oder eben der falsche Reifendruck schon auf der Strasse ausmachen kann. Auf der Rennstrecke spielt er aber, aufgrund der viel höheren Belastung, eine noch grössere Rolle. Darum ist eine Pumpe oder moderner auch ein Kompressor (Strom!) ein unentbehrliches Tool auf der Rennstrecke. Zum Messen des aktuellen Drucks empfiehlt sich zudem ein spezifisches Druckmessgerät. Denn dieses ist meist genauer als die in den Pumpen verbauten Druckanzeigen.
Räder und Reifen
Wer an einem einzelnen Trackday teilnimmt, kann auf dieses Equipment normalerweise gänzlich verzichten. Wer aber an mehrtätigen Events inklusive Rennen teilnimmt, muss etwas mehr beachten. Punkt eins: Reifenwärmer. Auch ohne Slicks sind sie eine gute Sache, denn sie sparen einem bei jedem Turn eine bis zwei Runden zum Aufwärmen der Reifen. Punkt zwei betrifft die Räder. Wer Rennen fährt, sollte sicher zwei komplette Radsätze dabei haben. So können die Reifen im Rahmen des Qualifying «kurz angefahren» werden, fürs anschliessende Training abgenommen und fürs Rennen wieder aufgeschnallt werden. So steht fürs Race dann jeweils ein perfekt eingefahrener und quasi neuwertiger Reifensatz zur Verfügung.
Benzin
Ja, auf manchen Rennstrecken gibt es Tankstellen und ja, meistens sind auch ausserhalb unweit des Renngeländes Tankstellen zu finden. Aber: Benzin an den Rennstrecken ist oft um einiges teurer als anderswo, und wer ständig zur Tankstelle fahren muss, macht sich unnötig Stress und verpasst so ggf. ganze Turns. Daher empfiehlt es sich, immer einen vollen Kanister mitzubringen. Wichtig: Trichter nicht vergessen. Wer schon einmal probiert hat, ohne Trichter mit einem vollen Stahlkanister zu tanken, weiss, wieso.
Werkzeug, Reinigungs- und Pflegemittel
Wer ein Rad wechseln oder einen verbogenen Schalthebel ersetzen will, braucht das richtige Werkzeug. Dabei ist es natürlich wichtig, einen kompletten Werkzeugsatz passend zum Bike dabei zu haben. Ganz sicher nicht vergessen sollte man dabei den Drehmomentschlüssel. Fast nichts am Motorrad kann ohne ihn richtig angezogen werden. Bei den Pflege- und Putzmitteln sind vor allem der Kettenreiniger und das Kettenfett unabdingbar. Eine gut gepflegte Kette hält länger und läuft schöner. WD-40 oder ein vergleichbares Produkt gehört natürlich in jedes Schrauberset. Wie viel denn wirklich mit muss, hängt aber auch von jedem Einzelnen und von dessen schrauberischen Können ab. Was man selbst nicht fachmännisch umsetzen kann, überlässt man dem Profi.
Komfort
Zwei Räder können auch ohne Motor ganz schön hilfreich sein. Vor allem auf sehr weitläufigen Streckengeländen. Oft gibt es in den Boxen keine WCs, und genauso oft sind diese dann ausgerechnet am komplett anderen Ende der Anlage gelegen. Da kann so ein Trottinett oder gar ein Fahrrad ein richtiger Segen sein. Auch ein Campingstuhl trägt zum Wohlbefinden des Fahrers bei, ist er doch um einiges bequemer als der harte, ggf. nasse Betonboden. Sonnenschutz sollte nicht nur im Sommer nicht vergessen werden. Zudem lohnt es sich, ein Erste-Hilfe-Set dabeizuhaben, damit kleinere Blessuren selbst behandelt werden können. Grundsätzlich gilt: Alles, was das Leben leichter macht, darf mit.
Grundsätzlich gilt: Alles, was das Leben leichter macht, darf mit.
Verpflegung
Bei dem ganzen Wohlfühlprogramm, das wir unseren Bikes zukommen lassen, sollten wir einen enorm wichtigen Punkt nicht ausser Acht lassen: Nur ein fitter Fahrer ist ein guter und sicherer Fahrer. Darum ist es wichtig, auch für die eigene Energiezufuhr zu sorgen. Dabei ist die Flüssigkeitszufuhr essenziell. Fahren auf der Rennstrecke verlangt dem Körper sehr viel ab. Deshalb, wenn immer möglich, Wasser tanken. Beim Essen sollte auf schwer Verdauliches verzichtet werden, also besser kein «Schnipo» oder Pizza essen. Früchte, Energieriegel, Nüsse … und am besten nicht zu viel auf einmal, sondern schön portioniert.