Zu Beginn dieser Saison stellte Harley-Davidson zwei neue Sportster vor: Die erste Iron 1200 überhaupt und die Forty-Eight Special. Die „funky seventies“ spielen bei beiden eine zentrale Rolle.
Zahlen zu Harley-Davidson Sportster Iron 1200 & Forty-Eight Special
- Motortyp: V-Zweizylinder-Viertakter
- Hubraum: 1’202 ccm
- Max. Leistung: 66 PS bei 6’000/min
- Max. Drehmoment: 96 Nm bei 3’500/min
- Gewicht: 256 kg fahrfertig
- Preis: 11’900 (Iron 1’200) / 13’200 (Forty-Eight Special)
- Konkurrenten: Indian Scout, Triumph Bobber
- Stand: August 2018
Die Iron 883 mit dem luftgekühlten 883-Kubikzentimeter-V2 ist, 2009 eingeführt, im Line-up von Harley-Davidson inzwischen ein Klassiker. Nun gibt es das Bike, das vor allem durch seinen düsteren, chromreduzierten Look im gesamten Chassis- und Motorbereich geprägt ist, erstmals in gross, als Iron 1200.
Die zweite Saisonneuheit ist die Forty-Eight Special, ebenso mit dem 66 PS leistenden 1200er-Twin ausgestattet. Das Grundmerkmal der seit 2010 existierenden Forty-Eight ist ihr kleiner Peanut-Tank mit nur 7,9 Litern Fassungsvermögen. Er diente ursprünglich auf der 1948 lancierten Harley-Davidson S 125, einer Einzylinder-Zweitakt-Maschine, deren Technik eine Kopie der deutschen DKW RT 125 war. Die Konstruktionspläne dieses Motorrads gingen nach dem Zweiten Weltkrieg als Reparationsleistungen an die Siegerstaaten, und so entstanden auf Basis der DKW zum Beispiel auch Maschinen in England (BSA Bantam), Russland (Komet K 125) oder Japan (Yamaha YA-1).
Neue Tank-Grafiken
Doch zurück in die Gegenwart – oder besser gesagt in die jüngere Vergangenheit! Denn das „Special“ bei der Forty-Eight bezieht sich in erster Linie auf die Grafiken auf dem legendären Peanut-Tank. Und die sind 1970er pur! Auf verschiedenen Grundfarben – erhältlich sind schwarz, rot und weiss – präsentieren sich waagerechte Linien in Schwarz-, Orange- und Grautönen. Zwischen diesen Linien findet sich bei allen Varianten weiss auf schwarzem Grund der Harley-Davidson-Schriftzug sowie das Company-Logo.
Um den Einstand der 1200er Iron gebührend zu feiern, wurden auch ihr die coolen 70er-Tankgrafiken spendiert, wenn auch leicht abgewandelt. Ihren 12,1-Liter-Tank, den es in denselben Grundfarben gibt, zieren zur Front hin rundumlaufende Streifen, bei denen auf dem schwarzen sowie dem weissen Tank Blautöne dominieren. Auf dem roten Spritfass sind die Streifen im typischen Siebziger-Orange-Rot gehalten. Die Schutzbleche erscheinen natürlich ebenso in den Farben des Tanks.
Einmal schlank, einmal fett
Weiter zeichnet sich die Iron 1200 durch ihre, von der 883 stammende dünne Teleskopgabel mit nur 39 Millimetern Standrohrdurchmesser und Faltenbälgen, am Lenker statt an der Gabel befindliche Blinker sowie die Mini-Lampenmaske aus. Letztere bietet immerhin einen minimalen Windschutz, sorgt in erster Linie aber für eine coole Optik.
Bei der Forty-Eight Special prangt an der Front eine fette 49-Millimeter-Gabel und statt eines verhältnismässig dünnen 100er Vorderreifens im 19-Zoll-Format rollt sie auf einem 130er Pneu im 16-Zoll-Format. In Kombination mit der sich deutlich unterscheidenden Ergonomie führt dies auch zu verschiedenen Fahrerlebnissen. So fühlt sich die Forty-Eight trotz vorverlegter Fussrasten „sportlicher“ an, was nicht zuletzt auch am flacheren und weniger gekröpften „Tallboy“-Lenker liegt, zu dem man sich viel weiter nach vorn beugen muss.
Mini-Apehanger-Lenker
Auf der Iron sorgen die mittigen Rasten für einen deutlich engeren Kniewinkel, dafür bleibt hier dank des Mini-Apehanger-Lenkers mit relativ stark gekröpften Griffen der Rücken sehr entspannt. Selbst beim Sitzpolster unterscheiden sich die Bikes. Beide verfügen zwar über einen Solosattel, doch mit je eigenem Design und eigener Kontur. Auf unserer eintägigen Testfahrt erschien die Forty-Eight-Kuhle etwas bequemer.
Was Motor und Fahrwerk angeht, bieten die Neulancierungen aus Milwaukee keine Überraschungen. Satter Druck ab tiefsten Drehzahlen ist beim 1’200er-Triebwerk immer vorhanden, genau perfekt für lässiges Cruising und genug für gelegentliche Überholmanöver. Auch die Strassenlage passt, doch gilt es, Sportster-typisch, Abstriche beim Komfort zu machen. Aufgrund ihres kleineren Vorderreifens geht die Forty-Eight etwas flinker ums Eck. Die Bremsen verrichten ihre Aufgabe gut.
Easy im Alltag
Im täglichen Umgang erweisen sich die Sporster von Harley-Davidson als unkomplizierte Begleiter. Dank der niedrigen Sitzhöhe von 705 mm (Forty-Eight Special) bzw. 735 mm und ihrer schmalen Taille lassen sie sich trotz ihres Gewichts von fahrfertig 256 Kilo relativ leicht rangieren.
Abgesehen von ihrem neuen Look sind es zwei bekannte und bewährte Maschinen aus Milwaukee, die ihr Schwergewicht auf die Einfachheit des Motorradfahrens legen. Elektronischen Schnickschnack sucht man vergebens. Abgesehen von einem obligatorischen ABS geht es rudimentär zu und das ist gewollt. Bikes für Menschen, die zum Fahren nicht viel mehr wollen als einen charakterstarken Motor, den man noch spürt und auch hört. Das serienmässige V2-Bollern mit Euro-4-Homologation kann zwar mit einem heftigen Gewitter nicht ganz mithalten, dafür aber erntet man mit diesen Maschinen selbst in feinen Wohnquartieren keine bösen Blicke.
Inspiriert auf internationalen Shows
Wer doch etwas mehr will, der findet bekanntlich Abhilfe auf dem Zubehörmarkt. Und auch sonst lassen die Sportys, die zu den am meisten customizten Bikes gehören, jeden erdenklichen Spielraum, sich noch weiter auszutoben. An der Präsentation der Maschinen in Kroatien betonte Nik Ellwood vom Harley-Team: „Die Sportster war schon ein Bobber, ein Chopper, ein Hochgeschwindigkeitsracer, ein Flat-Tracker, ein Dragbike … Und nicht nur die Kunden wandeln die Sportster zu allem, auch Harley-Davidson tut es.“ So seien denn auch die beiden neuesten Kreationen aus Milwaukee Umsetzungen davon, was die Designexperten von Harley-Davidson aktuell auf internationalen Customizing-Shows gesehen haben.
Ausserdem hielt Ellwood fest: „All unsere Dealer haben ihre Custom-Experten. Und diese Experten können jedes Bike nach Kundenwunsch umbauen. Und wir bieten unsere Custombikes ab der Ladenfläche mit Garantie und sogar mit Finanzierungsmöglichkeiten an.“
Das hat uns gefallen:
- Druckvoller, charakterstarker V2
- Gut verzögernde Bremsen
- Puristisch in Optik und Fahrerlebnis
- Design
- Individualisierungspotential
Das hat uns weniger gefallen:
- Fahrwerk bietet nur minimen Komfort
- Reichweite (Forty-Eight Special)