Töfffahren zu zweit ist echte Teamarbeit. Vorn und hinten müssen harmonieren. Wir führen auf, was Pilot und Sozius wissen müssen und zu tun haben.
Soziusfahren: Was als Motorradfahren zu zweit im ersten Moment trivial wirkt, ist bei genauerer Betrachtung in der Praxis eine diffizile Angelegenheit. Diverse Ge- und Verbote sind sowohl von Piloten wie auch von Mitfahrenden zu berücksichtigen, wenn die motorisierte „Tandemfahrt“ nicht im Fiasko enden soll. Hier findest du eine nach spezifischen Situationen vor und während der Fahrt gegliederte Auflistung.
Dos and Don'ts für den Fahrer- und den Soziussitz
Kommunikation ist die halbe Miete
Wichtig ist sicher, vor Antritt der Fahrt eine kleine Lagebesprechung über das Geplante durchzuführen:
- Wie weit bis zum Tagesziel?
- Wie lange wollen wir unterwegs sein bis zur ersten Pause?
- Wie wird sich die Route gestalten (Autobahn, Landstrasse, Serpentinen auf Passstrassen?)
Auf- und Absteigen: bloss keine Hektik
Sind beide abfahrbereit, sollte der Sozius den Piloten vor dem Aufsteigen immer vorwarnen (Gleiches gilt freilich auch fürs Absteigen), denn ein stehender Töff ist ein instabiles Konstrukt.
Gerade bei einem hohen Töff und/oder kleineren Piloten ist es sicher von Vorteil, wenn sich der Sozius direkt vom Boden aus auf den Beifahrersitz „schwingt“.
Wenn es nicht anders geht und der Sozius zunächst auf die Beifahrerfussraste treten muss, sollte dies langsam geschehen, sodass der Pilot keinen allzu grossen Kräften entgegenwirken muss.
Langsam ist schwierig
Ähnlich verhält es sich bei Manövern. Töff in Langsamfahrt, etwa bei der Parkplatzsuche, verhalten sich instabil, entsprechend wirken sich unbedachte (und vor allem unerwartete) Bewegungen des Beifahrers stark aus. Deshalb gilt:
- Bei Langsamfahrt bis ca. 30 km/h generell möglichst wenig bewegen.
- Insbesondere bei Serpentinen, also langsam gefahrenen, engen Haarnadelkurven, sollte sich der Sozius ruhig verhalten. Abrupte Gewichtsverlagerungen – etwa von der Kurvenaussenseite auf die -innenseite – können den Piloten in Verlegenheit bringen.
- Umgekehrt gilt: Bei Autobahntempo kann sich der Beifahrer freier bewegen, denn das Motorrad läuft dank der Kreiselkräfte mit hoher Stabilität.
Wenn es Unerwartetes zu meistern gilt
Kommunikation (siehe oben) gilt in beide Richtungen – auch für Vorwarnungen.
Wenn das geübte Auge des Piloten ein Schlagloch oder eine Welle ausmacht, ist ein kurzer Hinweis nach hinten sinnvoll. Denn unerwartete, starke Erschütterungen sind für den Sozius zumindest unkomfortabel und – sollte er das Gleichgewicht verlieren – sogar gefährlich.
Vor harten Bremsmanövern empfiehlt sich eine klare Körpersprache, indem der Fahrer mit dem Rücken eine Buckel-Haltung einnimmt. Vorteil 1: Der Sozius merkt dies schneller als mit Sprache und wird gleichzeitig ein wenig abgestützt. Vorteil 2: Wenn der „Körperkontakt“ schon aufgebaut ist, schlägt der Torso/Helm des Sozius nicht auf den Rücken/Helm des sich ohnehin bereits in einer Stresssituation befindenden Fahrers auf, und die Kraft beim Bremsen wird „als Einheit“ besser über den Tank zum Vorderrad geleitet.
Das Bremsen auf grossem, übersichtlichem Parkplatz oder entsprechendem Übungsgelände gemeinsam üben: zunächst aus niedrigem Tempo und nur mit der Hinterradbremse verzögern. Das demonstriert nicht nur die relative Wirkungslosigkeit der Fussbremse, es lässt dem Sozius auch Gewöhnungszeit. Dann die Vorderradbremse mitnutzen und das Tempo schrittweise steigern.
Bitte nicht stören
Mitentscheidend für das Wohlbefinden und die Fahrsicherheit beider Parteien ist die Position des Sozius zum Fahrer. Kontakt ist gut, Einengung aber nicht.
Mitfahrer sollten im Hüftbereich Kontakt zum Piloten halten, nur so ergibt sich ein versammelter Schwerpunkt und stellt sich Harmonie in den Bewegungsabläufen in aktiven Fahrmomenten ein.
Oberkörper und Kopf sollten etwas Distanz halten – der Sozius muss dem Fahrer Bewegungsfreiheit lassen. Denn Letzterer lässt den Töff mit geschmeidigen Bewegungsabläufen und Manipulationen von Gas und Bremse möglichst in Ruhe, wobei der Mitfahrer hier nicht unnötig „stören“ sollte.
Vertrauen ist alles
Der Sozius legt sich quasi in die Hände des Fahrers, der damit die Verantwortung für beide Parteien trägt. Dieses Vertrauen darf niemals missbraucht werden!
„Macho-Getue“ im Sinne von durch (zu) hohem Tempo, zu viel Schräglage und heftigen Bremsmanövern imponieren wollen, ist nicht nur völlig deplatziert, sondern auch gefährlich. Ein entsprechender „Höllenritt“ kann unerfahrenen Mitfahrern das Töfffahren auf Lebzeiten vermiesen.
Weitere Tipps für Pilot und Sozius
Für Pilot:innen
- Fahrzeugwahl: „Minisitzli“ – etwa auf Supersportlern – können für Beifahrer auf Dauer zur Qual werden
- Fahrwerk auf Soziusbetrieb einstellen
- Das Gepäck sollte den Sozius nicht behindern
- Fahrweise: brüsk ist out. Es empfiehlt sich, im Zweipersonenbetrieb besonders vorausschauend zu fahren.
Für Mitfahrende
- Aktiv mitfahren
- Mit Blick und Oberkörper dem Fahrer folgen, sprich, in Linkskurven links am Fahrer vorbeischauen und in Rechtskurven eben rechts vorbeigucken
- Leicht klammern, nicht umklammern