Wie geschmiert – alles zur Pflege der Motorradkette

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Es bedarf nur geringer Aufmerksamkeit, um die Lebensdauer der Antriebskette massiv zu steigern. Wer weiss, wie es geht, erledigt die fachgerechte und nachhaltige Kettenpflege innert weniger Minuten.

Wartungsfreundliche Endantriebe über Zahnriemen oder Kardan haben Vorteile, sie konnten sich bis heute aber noch nicht flächendeckend durchsetzen. So erfolgt die Kraftübertragung aufgrund der geringeren Reibungsverluste, der Platz- und Preisvorteile sowie des niedrigeren Gewichts beim grössten Teil der Motorräder nach wie vor über Antriebsketten.

Konkret über sogenannte Dichtringketten. Das Besondere an ihnen ist die Dauerfettfüllung, welche die Schmierung im schwer zugänglichen Inneren der Kettenglieder ein Kettenleben lang gewährleistet. Damit das Fett nicht austreten und umgekehrt weder Schmutz noch Wasser in die «Fettkammern» eintreten können, werden diese mithilfe von Kunststoffringen zwischen den Aussen- und Innenplatten der Kettenglieder abgedichtet. Die sogenannten Dichtringe gibt es je nach Hersteller und Kettenmodell in verschiedensten Querschnittsformen. So hat ein O-Ring, dessen Querschnitt eben ein «O» zeichnet, zwei Dichtpunkte. Ein X-Ring hat deren vier und ein W-Ring gar deren fünf (siehe auch „Exkurs unten“). Welches Prinzip die beste Performance bietet, daran scheiden sich die Geister.

Die Kette weiss es zu schätzen

Obschon moderne Dichtringketten brachiale Kräfte selbst unter widrigsten Bedingungen (Hitze, Salz, Wasser, Schmutz usw.) mehr oder weniger locker wegstecken, gehören sie regelmässig gepflegt und gewartet. So kann die durchschnittliche Lebenserwartung schon mit wenig Aufwand ohne Weiteres verdoppelt werden. 25’000 bis 30’000 Kilometer macht eine Kette mit, die Hingabe erfährt. Doch was genau ist unter «Hingabe» zu verstehen?

Nun, da wären die Kettenreinigung, die Kontrolle und Justierung von Kettenspannung und Kettenflucht sowie abschliessend die Schmierung. In welchen Zeitabständen die Kette gepflegt und gewartet werden sollte, hängt von der Kilometerleistung ab. Je mehr gefahren wird, desto öfter muss gecheckt und gewartet werden.

Die meisten Hersteller empfehlen, alle 1’000 km Durchhang und Flucht zu prüfen. Das gleiche Intervall gilt für die Schmierung. Wer allerdings viel im Regen fährt, sollte der Kette viel früher, nämlich schon nach rund 500 km, etwas Fett gönnen. Wir empfehlen, sämtliche soeben genannten und im Folgenden näher beschriebenen Wartungsschritte spätestens alle 1’000 km jeweils im Multipack durchzuführen.

Schritt 1: Die Reinigung

Finger weg von Dampfstrahlern! Sie spülen die Dauerfettfüllung aus, und es gelangt Wasser ins Innenleben der Kette (Korrosion). Wähle auf jeden Fall spezielle Kettenreiniger aus dem Fachhandel. Diese vereinen verschiedene Lösungsmittel sowie Kriechhilfsmittel in sich und gehen schonend mit den Dichtringen um.

Benutze ein dickes Baumwolltuch (alte Pullis, Tischtücher, Vorhänge usw.) und besprüh es mit reichlich Kettenreiniger. Der getränkte Lappen wird nun zwischen Daumen und Zeigefinger an die Kette gedrückt, die auf allen Seiten mit Hin-und-Her-Bewegungen abgerieben wird.

Schritt 2: Innen und aussen schmieren

Nach erfolgter Reinigung wird die Kette gespannt und die Flucht geprüft. Das Schmierfett sollte grundsätzlich nie unmittelbar vor der Fahrt aufgetragen werden, denn es braucht eine bestimmte Zeit, bis die Haftzusätze, die ein Abschleudern des Fetts verhindern, ihre volle Wirkung entfaltet haben.
Kettenfette bestehen aus Öl oder Fett, Kriechhilfsmitteln, Verschleissschutz-Additiven sowie, abhängig vom jeweiligen Einsatzzweck (Strasse, Offroad, Racing usw.), funktionalen Additiven. Bei der Schmierung geht es in erster Linie darum, den Bereich rund um die Kettenrollen zu behandeln, weshalb beim Sprühen – idealerweise mit Stiftaufsatz – die Rollen ins Visier zu nehmen sind. Wichtig: Den Töff mithilfe des Zentral- oder eines Aufbockständers hinten anheben, sodass das Hinterrad frei gedreht werden kann.

Beginne mit der Innenseite der (trockenen!) Kette, indem du das Rad in Fahrtrichtung drehst und gleichzeitig die Kette im Bereich kurz vor der Verzahnung mit dem Kettenblatt grosszügig besprühst. Als Nächstes werden die Rollen von der Aussenseite geschmiert – am besten direkt auf dem Kettenblatt, denn so werden dessen Zähne mitgeschmiert. Abschliessend wird überschüssiges Fett an den Aussen- und Innenplatten mit dem in Entfetter getränkten Lappen abgerieben.

Exkurs: Der Aufbau moderner Dichtringketten

Dichtringketten wurden Mitte der 1970er-Jahre eingeführt. Mit ihnen konnte die Lebenserwartung des Endantriebs bei regelmässiger Wartung auf die heute üblichen 25’000 bis 30’000 km erheblich gesteigert werden. Dichtringketten sind zwischen den Kettenbolzen und den Kettenbuchsen mit einer Dauerfettfüllung versehen, die mit Ringen, deren Querschnittsform variieren kann, nach aussen abgedichtet wird. Die einfachste Ausführung ist der O-Ring mit je einem Dichtpunkt an der Aussen- und der Innenplatte der Kette. Bei der regelmässigen Wartung wird also primär der Bereich rund um die Rollen geschmiert.