Das einzige rationale Argument für Motorradfahren im Winter lautet: mehr Fahrpraxis. Dabei solltest du aber einiges bedenken.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Motorradfahren im Winter ist nur etwas für Hardliner. Von Mitte November bis Ende Februar werden in der Schweiz keine praktischen Motorrad-Führerprüfungen abgenommen und auch Trainingskurse auf Eis und Schnee sucht man vergeblich.
Es gibt zwar Schneeketten für Motorräder, aber eine taugliche Winterausstattung – wie etwa Winterpneus – findet man nur in Einzelfällen. Gesetzliche Vorschriften gibt es diesbezüglich keine.
Pflege und Ausstattung
Mit viel Vorsicht geht es, das Fahren im Winter – besonders viel Spass macht es allerdings nicht. Asphalt und Gummi kommen nämlich kaum auf die nötige Temperatur, was die Sturzgefahr erhöht. Das Motorrad verschmutzt (Strassensalz), weshalb regelmässige Reinigung und Pflege (Schmierung von Kette, Kabelzügen und Lagern) unumgänglich ist.
Will man nicht frieren, gilt es etliche Schichten anzuziehen. Besonders exponiert sind Hände, Füsse und Knie. Deshalb lohnt sich die Investition in Thermounterwäsche sowie winterfeste Handschuhe und Stiefel. Auch Handschützer sowie eine Griffheizung leisten gute Dienste.
Schlechte Sichtverhältnisse
Die Sichtverhältnisse sind im Winter oft schlecht und werden durch nassen Schnee am Visier zusätzlich einschränkt. Zudem bildet sich an der Innenseite des Visiers gerne Kondenswasser. Beide Probleme lassen sich aber lösen.
Ein Oberflächenveredler auf Basis der Nanotechnologie schützt die Aussenseite: Das Wasser perlt ab und wird vom Fahrtwind weggeblasen. Ebenso gibt es diverse Antibeschlag-Mittel für die Innenseite. Meist hilft es auch, wenn man das Visier einen Spalt offen lässt.
Fahrweise anpassen
Vorsicht ist bei Schneefall geboten. Problematisch wird es, wenn der Schnee auf der Fahrbahn liegen bleibt. Auch vereiste Strassen sind für jede:n Motorradfahrer:in ein Albtraum. Hier hilft nur Geschwindigkeit drosseln und ruckartige Lenkbewegungen zu vermeiden.
Nützliches Zubehör ist eine Temperaturanzeige, die vor dem kritischen Temperaturbereich warnt. Mit einer leichten Maschine ist man im Winter besser beraten, denn man kann allfälliges Rutschen eher auffangen. Geht die Maschine dennoch zu Boden, nimmt sie dank dem geringeren Eigengewicht weniger Schaden.
Tipps für das Überwintern deines Töff
Wer sich entschließt, das Motorrad über den Winter abzustellen, sollte folgende Punkte beachten:
- Vor dem «Winterschlaf» das Motorrad gründlich reinigen und gut trocknen lassen (Rostgefahr).
- Sprühe das gesamte Motorrad mit einem ölhaltigen Schutzspray ein und achte dabei darauf, dass die Bremsen gut abgedeckt sind.
- Wechsele das Motoröl, da Rückstände von altem Öl den Motor oxidieren können.
- Fülle den gesamten Kraftstofftank auf, so dass kein Sauerstoff mehr vorhanden ist (Rostgefahr).
- Baue die Batterie aus und lagere sie an einem trockenen, kühlen Ort.
- Lade die Batterie einmal im Monat auf oder schließe sie an ein Batterieladegerät an, das automatisch eine konstante Spannung aufrechterhält.
- Um Schäden an den Reifen im Winter zu vermeiden, pumpe sie auf einen Druck von etwa 1 bar über dem Normalwert auf. Stelle das Motorrad so auf den Ständer (Motorrad-Mittelständer oder Außenständer), dass die beiden Räder nicht mit dem vollen Gewicht des Motorrads auf dem Boden aufliegen.
- Stelle das Motorrad an einem trockenen Ort ab.
- Vermeide es, das Motorrad Temperaturschwankungen auszusetzen, die zur Bildung von Kondenswasser im Auspuff und/oder Motor führen könnten (Rostgefahr).
- Wenn es nicht möglich ist, das Motorrad im Winter drinnen zu lagern, sprühe ein Schutzspray auf und decke das Motorrad mit einer Plane ab, die mit Seilen gesichert wird.
Das Motorrad beim Händler einlagern
Wem das alles zu kompliziert ist, kann sich an seinen Händler wenden, der für rund 100 Franken den Winterservice durchführt. Dieser umfasst in der Regel einen Ölwechsel, die Kontrolle des Reifendrucks, das Nachfüllen von Additiven in den Kraftstofftank, die Wartung der Batterie sowie eine gründliche Reinigung und Pflege der verschiedenen Komponenten.
Die Einlagerung während der Wintermonate kostet je nach Dauer und Grösse des Fahrzeugs zwischen 100 und 250 Franken. Theoretisch ist es im Winter und bei schönem Wetter auch möglich, das Motorrad beim Händler abzuholen und eine Ausfahrt zu machen. Dann muss es aber wieder gereinigt werden, was zusätzliche Kosten verursacht.